5 Finanztipps für Startups und Kleinunternehmer

Die Gründung eines Unternehmens oder Start-Ups ist mit Höhen und Tiefen verbunden. Meist gesellt sich zur überschäumenden Motivation ein Mangel an Realismus: Nicht umsonst scheitern die meisten Gründungen im ersten Jahr. Wie schon in der Schule ist auch bei einer Gründung Vorbereitung das Wichtigste: Klar, Steuern und Buchhaltung sind trocken und mitunter langweilig, aber ohne funktioniert es einfach nicht.

Unsere 5 Tipps sollte man auf jeden Fall beherzigen – wenn das Geschäft erst einmal erfolgreich den Kinderschuhen entwachsen ist, kann man für die Buchhaltung immer noch jemanden einstellen.

Tipp 1: Steuern? Mache ich später!

Die meisten Unternehmer beauftragen besonders in der Gründungsphase gerne einen Steuerberater, damit das Gewerbe solide abheben kann. Die erste Steuererklärung ist zu diesem Zeitpunkt aber noch meilenweit entfernt und in den ersten Monaten werden kaufmännische Pflichten gerne vernachlässigt. Rechnungen werden ‚irgendwo‘ aufgehoben und die Buchhaltung immer wieder ans Ende des nächsten Monats verschoben. Wenn dann die Steuererklärung ansteht wühlt man sich durch Akten und Papierberge. Auch der beste Steuerberater kann keine Abrechnungen finden, die seit Wochen nicht mehr ordnungsgemäß abgeheftet wurden.

Als Gründer sollte man sich also mit dem Thema Steuern so früh wie möglich beschäftigen. Einkommensteuer, Umsatzsteuer und Vorsteuer sind keine Lappalien – das Finanzamt ist so ziemlich die letzte Einrichtung, mit der man als Gründer Probleme bekommen möchte.

Tipp 2: Rücklagen bilden? Kann ich nicht!

Auch wenn sie ein integraler Bestandteil der meisten Business-Pläne sind: In der Realität ist es besonders in den ersten Monaten schwer, Rücklagen zu bilden. Die meisten Gründer verzichten bewusst darauf, jeder Cent soll erst einmal in den Aufbau des Unternehmens fließen. Doch aus kleinen Problemen werden oft große Katastrophen und während ein defekter Drucker vielleicht kein allzu großes Loch in die Kasse reißt, tut es ein Zahlungsausfall eines großen Auftraggebers vielleicht schon.

Die Finanzplanung sollte also von der ersten Minute an auf soliden Füßen stehen und dazu gehört nun einmal auch die Bildung von Rücklagen. Auf welchem Wege das geschieht, Tagesgeldkonto oder einfaches Ansparen auf dem Geschäftskonto, ist jedem selbst überlassen.

Tipp 3: Geschäftskonto? Brauche ich nicht!

Gerade in der Gründungsphase ist es verlockend, das Geschäft über das private Girokonto abzuwickeln. Die Einnahmen sind oft übersichtlich und eine eventuelle Trennung zwischen Geschäfts- und Privatbuchungen muss sowieso erst zur ersten Steuererklärung vorgenommen werden. Besonders Freiberufler, Kleinunternehmer oder nebenberuflich Selbstständige machen von dieser Praxis Gebrauch. Rein rechtlich spricht nichts dagegen: Lediglich Kapitalgesellschaften sind gesetzlich dazu verpflichtet, ein Geschäftskonto zu führen. In der Praxis ist es durchaus sinnvoll, Buchungen über ein Geschäftskonto laufen zu lassen. Ein- und Ausgaben werden ordentlich getrennt, Nachweise sind später leichter einzuholen und auch vor dem Finanzamt verzettelt man sich nicht. Viele Banken sehen es auch gar nicht gerne, wenn Privatkonten für Geschäftszwecke genutzt werden.

Ein separates Geschäftskonto muss gar nicht teuer sein: Die Kosten für das Konto können komplett von der Steuer abgesetzt werden. Außerdem bieten einige Banken auch kostenlose Geschäftskonten an. Hier muss zwar meistens mit einigen Abstrichen in Bezug auf Serviceleistungen gerechnet werden, besonders für sparsame Neu-Unternehmer sind sie aber eine gute Option.

Tipp 4: Laufende Kosten checken

In der Gründungsphase legt man sich penibel alles zurecht: Verträge über Versicherungen, Steuervordrucke und Marketingpläne. Sobald das Geschäft aber am Laufen ist, verlässt man sich blind darauf, dass die bestehenden Verträge und die damit verbundenen Kosten nun einmal festgelegt sind. Und sind wir ehrlich: Besonders in den ersten Monaten ist man als Gründer froh, sich nicht noch um einen Vertrag über die Haftpflichtversicherung kümmern zu müssen. Hier aber lauern immense Einsparmöglichkeiten. Lange Lieferantenverträge kosten unter Umständen eine Stange Geld, große Anschaffungen binden Kapital und lange Versicherungsverträge verhindern, dass man womöglich von attraktiven Rabatten oder Angeboten anderer Anbieter profitiert.

Die laufenden Kosten sollten immer im Blick behalten werden. So erkennt man nicht nur eventuelles Einsparpotential, sondern kann mögliche Kostentreiber auch schnell identifizieren und beseitigen.

Tipp 5: Wenn es einmal eng wird: Nicht den Kopf in den Sand stecken

Es ist ein ungeschriebenes Gesetz: Im ersten Jahr der Gründung geht irgendetwas schief. Die Bandbreite von Problemen reicht von defekten Computern bis hin zu Streit im Gründerteam. Die finanziellen Auswirkungen können mitunter verheerend sein und es scheint verlockend, das ganze Projekt hinzuwerfen und mit so wenig Belastungen wie möglich aus der Unternehmung zu gehen. Und auch wenn die meisten denken: ‚mir passiert so etwas schon nicht‘ – die Mehrzahl der Neugründungen verschwindet im ersten Geschäftsjahr wieder vom Markt.

Bei auftretenden Problemen finanzieller Natur sollte man zunächst einen klaren Kopf behalten und alle Möglichkeiten ausloten: Hilfe aus der Familie, staatliche Zuschüsse, Crowdfunding oder Factoring, d. h. die Vorfinanzierung von Verbindlichkeiten durch externe Partner sind alles Möglichkeiten, um das Geschäft wieder auf die Füße zu stellen. Wer von seinem Produkt oder Dienstleistung überzeugt ist, der sollte erst dann aufgeben, wenn wirklich alle Optionen ausgereizt sind. Es kann auch Sinn machen, sich einen Krisenplan im Vorfeld zurechtzulegen. So identifiziert man unter Umständen auch potentielle Gefahren und Problemquellen.

Bildquelle: StartupStockPhotos / pixabay.com

Alessia Pewnew

Alessia Pewnew betreibt mit FIRMENDO.DE eine Ratgeber- und Vergleichsseite zum Thema Geschäftskonto. Sie hat Wirtschaftswissenschaften an der Goethe Uni Frankfurt am Main studiert und beschäftigt sich mit allen Fragen rund um die Selbstständigkeit.

1 Response

  1. Erfrischend, dass hier mal nicht in das „Hol Dir unbedingt einen Steuerberater und konzentrier Dich auf Dein Business, vergiss das Drumrum einfach!“ – Horn geblasen wird.
    Es ist fatal, zu glauben, man könne ein Business (egal ob Startup oder ganz klassisch als Freiberufler oder sonstwie) starten, und sich dabei nicht um das „Drumrum“ kümmern.

    Ein paar Dinge muss man selbst machen, egal ob mit oder ohne Steuerberater: Rechnungen schreiben, Unterlagen aufbewahren und halbwegs geordnet organisieren. Sonst versinkt man selbst oder eben der Steuerberater im Chaos. Beides kostet unnötig Zeit und vermutlich sehr schnell auch bares Geld.

    Ich würde sogar so weit gehen, dass es ganz gut ist, sich auch im Vorfeld bereits mit dem Thema auseinander zu setzen, wie man mit Belegen ordentlich umgeht, wozu sie aufbewahrt werden müssen, und welche Aufzeichnungspflichten man als Unternehmer hat. Nicht nur, aber eben auch aus steuerlichen Gründen. (Es ist übrigens auch peinlich, wenn man die Rückfrage eines Kunden beantworten muss mit „ich finde gerade die Ausgangsrechnung nicht, zu der Sie mir hier eine Frage stellen“…)

    Der Schritt zum selbst Verbuchen der laufenden Geschäftsfälle ist dann nicht mehr weit. Ob man sich das Thema Steuern zutraut oder nicht, steht dann natürlich auf einem anderen Blatt.

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