No-Gos beim Texten für Unternehmen
Geschäftspläne, Firmen-Websites und Werbeflyer sollten aufschlussreich, angemessen und stilsicher geschrieben sein. Hier meine persönliche Hitliste der Fettnäpfchen bei der Unternehmenskommunikation.
Zu emotionale Texte
Begeisterung und Emotionalität ist bei einigen Produkten und Dienstleistungen angebracht. Jedoch sollte der Text das Gefühl des Lesers ansprechen und keine seelische Offenbarung des Verfassers sein. Hier ein Beispiel: „Es ist unser sehnlichster Wunsch, alle Ihre Bedürfnisse bestens mit unserem Produkt zu befriedigen.“ Warum nicht einfach: „Bei uns sind Sie gut aufgehoben, da wir nicht nur an a, b und c denken, sondern auch für d vorgesorgt haben.“ Der Kund eist zwar König, vermeiden Sie aber den Eindruck von Anbiederung.
Zu wenig oder zu viel
Dieser Punkt bezieht sich auf den Informationsgehalt einer Firmen-Website. Es mag das kreative Genie eines Architekten hervorheben, wenn er lediglich eine animierte Hauswand und die Anschrift auf seiner Website hat. Ein Mindestmaß an relevanten sowie gesetzlich vorgeschriebenen Informationen ist dagegen kunden- und lieferantenfreundlich.
Neue oder sehr große Unternehmen stehen dagegen vor einem anderen Problem. Eine Vielzahl an Informationen muss gefiltert und strukturiert werden, damit der Leser nicht überrollt wird. Start-ups, die ihren Businessplan rauf- und runterbeten können, bräuchten eigentlich Abstand zu Ihrem Unternehmen. Da sie den selten haben, ist es ratsam, jemand anderen die Texte schreiben zu lassen. Aus Gewissenhaftigkeit und Erklärungsbedürfnis wird sonst jeder Aspekt und jede Ausprägung des eignen Angebots ausgeleuchtet und überflüssige Wiederholungen sind keine Seltenheit.
Wo ist der Punkt?
Ich falle selbst manchmal der Versuchung zum Opfer, Sätze unnötig auszudehnen. Aber beim Lesen im Web und auf mobilen Geräten könnte der Schuss nach hinten losgehen. Gegen Nebensätze und Einschübe ist überhaupt nichts einzuwenden (Wo kämen wir da hin!). Im Extremfall bleibt der Leser aber auf der Suche nach der Satzaussage an mehreren Kommas hängen, bevor er den Punkt findet und den Faden verliert. Wer eine Fremdsprache gelernt hat, kann bestätigen, dass man überschaubare Sätze leichter bilden kann und besser verstanden wird. Es ist nicht immer zum Vorteil, dass wir uns in der Muttersprache komplizierter ausdrücken können. Also: Komplex ja, kompliziert nein.
Der Schießbudenstand der Wortspiele
Ich bin eine begeisterte Jasper Fforde-Leserin. Wortwitz weiß ich daher wirklich zu schätzen. Was mir Probleme macht, sind Texte, die im Douglas-Adams-Stil einen Gag nach dem anderen auftischen. Wortgewandtheit ist eine Gabe. Zu viel davon und das zu schnell ist ein Fluch. Für mich liest sich der Text dann so, als würde ich an einer Schießbude stehen. Immer wieder klappen neue Figuren hoch und ich kann so viel sprachliche Genialität und Wortschöpfung gar nicht verarbeiten. Wie bei der Comedy gilt auch hier: Das Timing muss stimmen.
Jeder hat seinen eigenen Schreibstil und auch ich habe Marotten. Einen ausschließlich objektiv als gut bewerteten Text gibt es nicht. Außer vielleicht nach SEO-Kriterien, aber das ist ein anderes Thema.
„…Douglas-Adams-Stil einen Gag nach dem anderen…“
Sehr schön. Ganz im Allgemeinen, egal ob Prosa oder Sachtext, wenn einer mit seinem Witz prahlt und den Satz selbst bei unkomischen Themen überdehnt, klappen bei mir die inneren und äußeren Ohren zu.