Alleskönner Gründer
Bei der Ausarbeitung des Businessplans müssen sich Existenzgründer als wahre Alleskönner in viele Themenbereiche einarbeiten. Aber müssen sie auch im laufenden Betrieb die eierlegende Wollmilchsau sein?
Es ist natürlich super, wenn man möglichst vielseitige Kompetenzen und Fachkenntnisse hat. Ob man diese dazu verwenden sollte, alles selbst zu machen, wollen wir in diesem Beitrag überprüfen. Hierfür habe ich in der Start-up-Szene vor Ort nachgefragt und ein paar der O-Töne zusammengefasst.
Das Team und gute Kooperationspartner als Erfolgsfaktor
Alle befragten Existenzgründer waren sich in einem Punkt einig: Egal, ob man bereits als Team ein Unternehmen gestaltet oder als One-Man-Show, Partner sind wichtig. Im laufenden Betrieb ist es eine sportliche Leistung, alle Fachgebiete zu bedienen, in die man sich bei der Businessplanerstellung eingearbeitet hat.
„Jeder Mensch hat Grenzen. Die Firma läuft nicht besser und es ist keiner zufriedener nur weil man meint, nochmal 20 Überstunden drauf packen zu müssen.“ David C. Thömmes, Shapefield
David C. Thömmes hat vor einem knappen Jahr die Firma Shapefield in Saarbrücken gegründet und meint dazu: „Ich bin in unserem technischen Kernkompetenzfeld sehr tief drin. Durch mein Studium ist das Betriebswirtschaftliche ebenfalls gut zu handeln. Den Bereich UX Design dagegen kann ich nicht in allen Facetten ausfüllen. Hier ergänzen wir uns wunderbar im Team. Die ersten vertraglichen Dinge haben wir selbst gemacht, auf lange Sicht werden wir das aber an einen Experten auslagern.“
„Man ist seines eigenen Glückes Schmied.“
„Wenn ich meine, alles selbst machen zu müssen, kann ich von anderen nicht erwarten, dass sie mich entlasten. Das Zauberwort heißt delegieren.“ Fabian Schmidt, Campus Sports Club Saarbrücken
Fabian Schmidt ist Geschäftsführer eines neuen Fitnessstudios in Saarbrücken und ergänzt: „Meiner Meinung nach ist der Chef der Initiator, der die Dinge in die Wege leitet. Seine Aufgabe ist es, andere ins Boot zu holen und die Fahrtrichtung auch vorzuleben. Ich bin sehr froh und stolz, dass uns das gelungen ist und alle Akteure selbstständig und eigenverantwortlich arbeiten.“
Moment! Beauftragen oder Mitarbeiter einstellen kostet Geld. Gerade um Kosten zu sparen, machen Unternehmer vieles selbst. Günter Faltin schreibt für die Kolumne der WirtschaftsWoche und gibt zu bedenken, dass mangelnde Professionalität [infolge mangelnder Kompetenz in einem Bereich] am Ende viel teurer ist. Ähnlich wie Fabian Schmidt sieht auch er die Hauptaufgabe des Gründers im Koordinieren und Kombinieren der eigenen Leistung mit dem, was Partner/Mitarbeiter einbringen. Sein Statement: „Wenn Sie sich Professionalität nicht leisten können, ist ihr Entrepreneurial Design nicht ausgereift, es erwirtschaftet nicht genug Erträge.“
Wenn Sie das alles bereits richtig machen, haben Sie eine wichtige Weich für das Wachstum und die Entwicklung als Unternehmer und Freiberufler gestellt. Dieser Beitrag hat Sie dann zumindest um den Begriff „Entrepreneurial Design“ bereichert. Der kommt auf meine Liste der Lieblingswörter, die ich nie selbst verwenden werde.