Liquiditätsplan: Nutzen & Vorgehen
Liquiditätsplan: Was ist das?
Gerade bei einer Neugründung ist es von elementarer Bedeutung einen realistischen Plan aufzustellen, da hier das größte Risiko von Liquiditätsengpässen entstehen kann. Der Liquiditätsplan dient der Einschätzung von künftigen Einzahlungen sowie Auszahlungen innerhalb einer bestimmten Periode. Eine zu vorteilhafte Schätzung kann zu Fehlplanungen, Zahlungsschwierigkeiten bis hin zur Insolvenz führen.
Welchen Nutzen hat ein Liquiditätsplan?
Er erfüllt mehrere Zwecke. Zum einen dient der Liquiditätsplan der eigenen Übersicht über Zahlungsflüsse, zum anderen der besseren Einschätzung über die finanzielle Belastbarkeit, wenn z.B. Darlehen aufgenommen, Mietkäufe oder Leasings finanziert werden sollen.
Was sollte man bei der Erstellung von einem Liquiditätsplan unbedingt vermeiden?
Zu hohe Einzahlungen:
Wer zu positiv an die Sache herangeht, wird schnell merken, dass nicht jeder Kunde pünktlich zahlt. Mancher zahlt eventuell auch nichts. In diesem Fall haben Sie nicht nur kein Geld erhalten, sondern noch zusätzliche Kosten für die Beitreibung der Forderung. Es sollte immer beachtet werden, dass jeder Monat und jede Jahreszeit anders verlaufen kann. Vor allem Feiertage oder unproduktive Tage zwischen Feiertagen und Wochenende dürfen dabei nicht vergessen werden. Zusätzlich sollte man bedenken, dass Kunden in bestimmten Bereichen Schließzeiten haben könnten, in denen kaum gearbeitet wird. So gibt es z.B. Firmen, welche zwischen Weihnachten und Neujahr geschlossen sind. Haben Sie einen solchen Kunden und planen dennoch mit Einkünften von diesem innerhalb dieses Zeitraumes kann dies bereits zu Problemen führen. In manchen Branchen, vor allem im Dienstleistungsbereich, benötigt man eine gewisse Anlaufzeit, bis man sich „einen Namen“ gemacht hat. Hier darf nicht zu positiv gerechnet werden.
Zu niedrige Auszahlungen:
Wer seine Ausgaben zu gering einschätzt, wird schnell merken, wie das Geld schwindet.
In diesem Bereich fallen bei Gründern insbesondere die privaten Ausgaben. Beginnt man sofort in Vollzeit, fällt das Einkommen aus der nichtselbstständigen Tätigkeit weg. Auch ein Gründerzuschuss kann dies nicht komplett kompensieren. Höhere Startinvestitionen zählen ebenfalls in diese Kategorie. Wer sich ein Büro einrichtet, darf nicht nur an einen PC samt Zubehör, wie z.B. Software und Drucker denken. Sollte Kundenkontakt in diesen Räumlichkeiten stattfinden, bedarf es auch ein paar dekorativer Gegenstände, einer Pflanze oder einer kleinen Küche um kalte und warme Getränke im Kundengespräch anbieten zu können. Verbringt man seine Hauptzeit vor dem PC, sollte frühzeitig auf entsprechend ergonomisches Mobiliar geachtet werden. Gefährlich sind vergessenen Ausgaben oder nicht eingeplante Ausgaben. Hierunter fallen zum Beispiel kleinere Beträge, jährliche bzw. quartalsweise Versicherungsbeträge sowie die Einkommensteuer- und gegebenenfalls Gewerbesteuervorauszahlungen.
Der Aufbau und die Struktur vom Liquiditätsplan
Als Vorlage bietet sich zum Beispiel der Businessplan vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) an.
Beispiele für Einzahlungen:
- Bruttoumsatz
- Gegebenenfalls Vorsteuererstattung
- Gründungszuschuss
- Einkünfte Nebenerwerbe
- Sonstige Einkünfte
- Darlehensaufnahmen
- = Summe der Einzahlungen
Beispiele für Auszahlungen:
- Material
- Personal
- Raumkosten
- Betr. Versicherungen
- Kfz-Kosten
- Werbe- und Reisekosten
- Warenabgabe
- Reparaturen und Instandhaltungen
- Sonstige Kosten
- Gegebenenfalls Umsatzsteuerzahllast
- Zinsaufwendungen
- Darlehenstilgungen
- Investitionen
- Privatentnahmen für:
- Miete
- Private Versicherungen
- Kfz
- Telefon/Internet
- Lebensmittel, Hygiene, Kleidung etc.
- Einkommensteuervorauszahlungen
- Gewerbesteuervorauszahlungen
- = Summe der Auszahlungen
Summe der Einzahlungen / Summe der Auszahlungen + Kontokorrentkredit = Liquidität
Maßnahmen zur Sicherung der Liquidität
Sollte die Liquidität ins Negative tendieren, können nicht sämtliche Rechnungen beglichen werden. In diesem Fall droht, bei langfristiger Unterdeckung, Zahlungsunfähigkeit. Sobald man dieses Problem identifiziert hat, bestehen diverse Möglichkeiten die Situation zu verbessern. Leider kostet nahezu jede dieser Varianten Geld.
Kürzung von Zahlungszielen bei Kunden
Diese Maßnahme hilft schneller an Geld zu kommen. Leider verlangen viele hierfür ein Skonto in Höhe von z.B. 2 %. Berechnet man diese 2% auf das Jahr bei einer Zahlungsverkürzung von 16 Tagen (30-14 Tage), ergibt sich hier ein stattlicher Jahreszins.
Die Nutzung von Factoring
Bei dieser Methode wird für ein gewisses Entgelt (1-3% des Umsatzes) die Forderung verkauft und – je nach gewählter Art – zum Teil bereits am nächsten Tag das Geld überwiesen. Es sollte unbedingt darauf geachtet werden, ob es sich um echtes oder unechtes Factoring handelt. Manche Gesellschaften gehen nicht zimperlich mit Kunden um, welche nicht pünktlich bezahlen. Daher kann es zum Verlust von Aufträgen kommen. Der Vorteil besteht darin, dass man sich den Mahnaufwand unter Umständen sparen kann und sich hierdurch zeitnah Liquidität sichert.
Verlängerung von Zahlungszielen bei Lieferanten
Die wahrscheinlich kostengünstigste Variante ist der Lieferantenkredit. Dieser besteht in Ihrem Zahlungsziel. Sollte Ihr Lieferant Skonto anbieten, sollte man jedoch überlegen, ob es sich nicht mehr lohnen würde dieses in Anspruch zu nehmen.
Sale and Lease Back
Bei dieser Variante verkauft man seine Anlagegüter an eine Gesellschaft und least diese zeitgleich zurück. Dadurch kann zusätzliche Liquidität gesichert werden. Vorsicht ist jedoch geboten, wenn das Anlagegut noch nicht abbezahlt sein sollte. Kreditinstitute nehmen als Sicherheit üblicherweise ein Verwertungsrecht für den gekauften Gegenstand in Anspruch. In diesem Fall darf der Gegenstand nicht verkauft werden, sofern damit nicht der Kredit abgelöst wird.
Vorgehensweise bei erstmaliger Erstellung von einem Liquiditätsplan
- Man sollte sich sämtliche privaten Ausgaben notieren. Hierzu bietet es sich an, Kontoauszüge der letzten drei Monate zu nehmen.
- Es muss der Investitionsbedarf ermittelt werden.
- Die Verkaufspreise müssen, unter Berücksichtigung der Kosten sowie der zu erwartenden Verkaufszahlen, berechnet werden.
- Variable Kosten sind z.B. Material, Warenabgabe und Strom. Hat man sämtliche variablen Kosten erfasst, so kann man anhand seines geschätzten Umsatzes gleichzeitig die variablen Kosten berechnen. Diese können später mit Hilfe z.B. der BWA angepasst werden.
- Fixe Kosten sind z.B. Miete, Personal und Werbungskosten.
- Möglicherweise wird eine Darlehensaufstellung auf Grundlage der Investitionen benötigt.
Sobald diese Liste abgearbeitet ist, kann mit der Erstellung begonnen werden. Hierzu existieren viele Formvorlagen im Internet. Da bei einem Liquiditätsplan keine festgelegte Regel bezüglich des Aufbaus besteht, kann er in jeder Exceltabelle individuell angepasst werden.
Der Plan ist erstellt. Was nun?
Sobald die Erstellung abgeschlossen ist, benötigt man valide Daten, mit denen der Liquiditätsplan entsprechend angepasst werden kann. Folgende Fragen müssen dabei beantwortet werden:
- Stimmen die geschätzten Verkaufszahlen mit den tatsächlichen Verkäufen überein?
- Müssen die variablen Kosten möglicherweise angepasst werden?
- Welches Zahlungsverhalten haben meine Kunden wirklich?
- Wurden möglicherweise Kosten vergessen?
Sämtliche dieser Daten erhält man aus seiner betriebswirtschaftlichen Auswertung sowie Bankkontoauszügen und Kassenbestandsveränderungen.
Der tägliche, der wöchentliche und der monatliche Liquiditätsplan. Welche Variante bietet sich an?
Welche der Möglichkeiten die günstigste ist, hängt von vielen Faktoren ab. Je knapper die Kalkulation, desto genauer sollte auch der Plan gestaltet werden. Es ist schön zu wissen, dass man am Ende des Monats die Miete zahlen kann. Schlecht ist es nur, wenn dann eine Zahlung ausbleibt und man anschließend mit zwei offenen Mieten dasteht. Dies stellt bereits einen außerordentlichen Kündigungsgrund dar. Besser ist es in diesem Fall die genauen Daten der Fälligkeiten zu notieren.
Auf Grundlage dieser Übersicht kann man sich überlegen, welche Rechnung im Notfall „geschoben“ werden könnte. Besondere Vorsicht ist beim Finanzamt, Sozialversicherungsträgern, Berufsgenossenschaften, Banken, Stromlieferanten und Vermietern geboten. Diese greifen schnell zu Maßnahmen, wie z.B. Pfändungen, könnten den Kredit oder den Mietvertrag kündigen. Für einen Kontokorrentkredit gibt es z.B. üblicherweise keine Kündigungsfrist.
Die Liquidität befindet sich im negativen Bereich. Was kann man unternehmen?
Hier bieten sich verschiedene Varianten neben den bereits genannten an. So z.B.
- Aufnahme weiterer Kredite
- Ratenzahlungsvereinbarungen mit z.B. Lieferanten
- Stundungsanträge beim Finanzamt oder den Sozialversicherungsträgern
- Suche nach Investoren
- Verkauf unnützer Anlagegüter
- Reduzierung der Kosten im privaten und betrieblichen Bereich
- Erhöhung der Einnahmen durch Preiserhöhungen (sofern durchsetzbar)
- Kontrolle der Rentabilität der einzelnen Unternehmensbereiche
Sollte alles nicht zum gewünschten Ergebnis führen, empfiehlt sich der Gang z.B. zu einer Schuldnerberatung.