Urban Change Lab
Fair Trade 2.0.: Individuelle Auftragsarbeiten aus Afrika
Die klassischen Statussymbole kommen aus der Mode. Immer weniger Menschen begeistern sich für schnelle Autos, teure Uhren oder Markenkleidung. Der neue Luxus ist Individualität, Entschleunigung und Nachhaltigkeit. So zumindest die These von Jochen Baumeister, der das Urban Change Lab ins Leben gerufen hat. Die Grundidee des Unternehmens, individuelle Einzelstücke in Auftragsarbeit anfertigen zu lassen, gibt es schon seit Jahrtausenden. Aber das konkrete Geschäftsmodell, das eine Brücke zwischen Afrika und Europa schlägt, ist erst durch die Digitalisierung möglich geworden.
Das Ganze beginnt mit einer Idee des Kunden. Die kann sehr konkret oder aber auch gerade erst im Entstehen sein. Das Team vom Urban Change Lab sucht nach Auftragseingang passende Handwerker in Ghana, Kenia oder Nigeria. Mit diesem tritt der Kunde online über die Plattform von Urban Change Lab in Kontakt. Fortan kann er den Entstehungsprozess von der Materialauswahl bis zum letzten Schliff durch Nachrichten, Fotos und Videos verfolgen. Jeder Arbeitsschritt muss erst vom Kunden freigegeben werden, bevor der nächste beginnt. So entsteht also in einem kommunikativen Ping Pong aus der Idee des Kunden und der Expertise des Handwerkers ein Einzelstück. Dank der Digitalisierung sind die 6.000 km Entfernung kein Hindernis. Smartphones sind in den meisten afrikanischen Regionen genauso verbreitet wie hier. Urban Change Lab kümmert sich um Versand, Zoll und Geldtransfer.
Jochen Baumeister ist überzeugt von seinem Konzept: „Der Kunde bekommt nicht nur eine neue Perspektive auf seine individuellen Bedürfnisse, sondern auch ein Gefühl dafür, wie lange es dauert, etwas herzustellen. Der persönliche Wert eines Produkts steigt, wenn man es mitgestalten kann. Wir vom Urban Change Lab empfinden das als den größten Luxus überhaupt“, so der studierte Diplom-Ingenieur. Alles, was man aus Holz, Stein, Metall oder Stoff herstellen kann, kann man über Urban Change Lab anfertigen lassen. Zum Beispiel Portemonnaies, Skulpturen, Kleider oder Tischdecken.
Damit die Kunden hierzulande möglichst zufrieden sind, wird der gesamte Entstehungsprozess durch Mitarbeiter des Urban Change Lab kuratiert. Mitarbeiter vor Ort prüfen die Ware vor dem Versand.
Als Entwicklungshilfe sieht Baumeister sein Projekt nicht an. Er erklärt: „Hilfe heißt, dass der Mensch die Aktion dringend braucht. Das ist bei unseren Handwerkern in der Regel nicht der Fall. Sie sind allesamt Experten in ihrem Bereich, die in Afrika bereits ihr eigenes Business haben. Natürlich läuft das Geschäft bei dem einen besser als beim anderen. existentielle Hilfe sind sie nicht angewiesen. Der Kunde soll nicht bestellen, weil er helfen möchte, sondern weil er ein hochwertiges, maßgefertigtes Produkt haben will, das in einem fairen Austausch entsteht. Allen Menschen auf der Welt soll es gleich gut gehen. Wir möchten gemeinsam mit unseren Kunden zeigen, wie man da hinkommen kann.“