Immobilienbranche – Studie untersucht PropTechs in Deutschland

PropTechs (von englisch Property Technology) sind Start-ups, die sich mit der Digitalisierung der Immobilienbranche beschäftigen. In Deutschland existieren inzwischen rund 500 dieser Unternehmen. Die Technische Hochschule Aschaffenburg (TH Aschaffenburg) hat deshalb gemeinsam mit der Blackprint Booster GmbH und der Unternehmensberatung Brickalize die erste Studie über den Markteintritt von PropTechs in die deutsche Immobilienbranche erstellt.

Fokus auf Ansichten der PropTech-Unternehmen

Die „PropTech Germany 2020“-Studie legt ihren Fokus dabei auf die Perspektive der PropTech-Unternehmen. Das Team um Prof. Dr. Verena Rock, Direktorin des Instituts für Immobilienwirtschaft und -management an der TH Aschaffenburg konnte so herausarbeiten, vor welchen Herausforderungen die Start-ups beim Markteintritt stehen. Bisherige Studien haben hauptsächlich die Ansichten von etablierten Immobilienunternehmen zu PropTechs untersucht.

„Der Zeitpunkt für unsere Studie hätte nicht besser sein können. Bisher haben sich Studien zur Digitalisierung der Immobilienwirtschaft im deutschsprachigen Raum auf die Sicht der etablierten Unternehmen konzentriert. Mit unserer PropTech Germany 2020-Studie schließen wir diese Lücke und stellen die PropTechs in den Fokus. Ein besseres Verständnis beider Seiten füreinander ist ausschlaggebend, um die nach wie vor langsam voranschreitende Digitalisierung der Immobilienbranche voranzutreiben“ so Rock.

Zugang zu Daten und Analysen problematisch

Als besonders problematisch sehen fast alle PropTech-Unternehmen (94 %) den Zugang zu Daten und Analysen. Die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle wird durch die Intransparenz auf dem deutschen Immobilienmarkt deshalb erheblich eingeschränkt. Außerdem ist für viele Unternehmen (84 %) die Heterogenität der Branche ein Problem, weil diese dazu führt, dass klassischen Immobilienunternehmen die neuen PropTech-Geschäftsmodelle nicht verstehen (75 %) und das oft zu wenig geeignetes Personal für deren Umsetzung verfügbar ist (75 %). 

Geringe Risikobereitschaft der Immobilienunternehmen

Unter den im Rahmen der Studie untersuchen Unternehmen befanden sich etablierte PropTechs (Grown-Ups) und PropTech-Startups (Early-Stager) aus Deutschland sowie ausländische PropTechs, die kurz vor dem Markteintritt in Deutschland stehen. Die wurden zu Markt- und Geschäftsentwicklung sowie Problemen bei der Kundengewinnung und beim Markteintritt befragt.

Wie die Studie zeigt, sind besonders Early-Stager im Vergleich zu Grown-Ups gegenüber der etablierten Immobilienbranche (Establishment) signifikant negativer eingestellt. Dies liegt hauptsächlich daran, dass diese sehr jungen Start-ups in der Branche meist nur schlecht vernetzt sind und daher den Eindruck erhalten, dass die Auftragsbereitschaft des Establishments sehr gering ist. Außerdem berichten viele Early-Stager, dass etablierte Immobilienunternehmen nur eine geringe Risikobereitschaft zeigen. Es kommt demnach zwar häufig zum Informationsaustausch, tatsächliche Investitionen oder Verträge folgen aber selten.

Positive Entwicklungen

Insgesamt berichten aber sowohl Grown-Ups als auch Early-Stager von einer positiven Marktentwicklung und einer besseren Zusammenarbeit mit den Immobilienunternehmen. In den letzten Jahren hat demnach die Aktivität des Establishments deutlich zugenommen und potenzielle Kunden sind gegenüber neuen Geschäftsmodellen der PropTechs, zu denen neben dem Immobilien Verkaufen vor allem die Optimierung von bestehenden Abläufen durch digitale Prozesse gehört, aufgeschlossener.

„Grundsätzlich brauchen die Unternehmen, auch wenn sie operativ weniger Geschäfte machen, digitale Lösungen. Die Nachfrage für PropTech-Unternehmen wird nachhaltig steigen. Es ist ein guter Markt“, so Sascha Donner, Co-Founder von dem PropTech-Unternehmen EVANA.

Covid-Pandemie beschleunigt Entwicklung

Außerdem hat die Covid-Pandemie dafür gesorgt, dass etablierte Immobilienunternehmen verstärkt mit PropTechs zusammenarbeiten wollen. Dies liegt laut der Studie sehr wahrscheinlich an der plötzlichen Umstellung der Arbeitsabläufe und dem Druck der Kunden, die verlangen, dass auch die Immobilienbranche vermehrt digitale Lösungen anbietet.

„Jeder, der vor Corona dachte, er wäre digital, hat nun festgestellt, dass er es nicht im Geringsten ist“, erklärt Dominik Kraatz, Geschäftsführer von PropTech Inzept3D. Die Covid-Pandemie hat demnach Prozesse, die sonst noch mehrere Jahre gedauert hätten, deutlich beschleunigt, indem sie den etablierten Unternehmen den hohen Stellenwert der Digitalisierung in fast allen Bereichen der Branche gezeigt hat. Mehr als die Hälfte (56 %) der PropTechs sieht die Covid-Pandemie deshalb nicht als Problem für die Entwicklung des Geschäfts. Viele Unternehmen bezeichnen die aktuelle Entwicklung sogar als Chance zur Etablierung ihres neuen Geschäftsmodells.

Kooperationen zwischen PropTechs

Aktuell kooperiert bereits ein Großteil (78 %) der PropTech-Unternehmen mit anderen PropTechs im In- und Ausland. In Zukunft wird diese Zusammenarbeit innerhalb der Branche laut der Umfrage noch zunehmen. Um den Kunden bessere Lösungen für ihre Geschäftsprozesse anbieten zu können, möchten alle Unternehmen der Studie (100 %) in Zukunft ihre Kooperationen ausbauen.

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