Insolvenz – Crash vor dem Durchstarten
Wie bitte?! Ist das hier nicht eine Plattform für Start-ups? Der Begriff „scheitern“ ist fast schon ein Tabu-Wort – besonders wenn man mit seinem Unternehmen gerade ans Durchstarten denken muss. So schwer es anfänglich fällt, sich trotzdem damit auseinanderzusetzen, so aufschlussreich und nützlich kann es sein.
Bevor man sein „Unternehmens-Kind“ das erste Mal auf die Beine stellt, werden alle wahrscheinlichen Eventualistäten gecheckt, durchgerechnet, wenn möglich abgesichert und los geht’s. Und wenn das Kind trotzdem hinfällt, muss man eben sehen woran es lag. Ganz so gefühlsarm, wie es da steht, würde ICH so ein Hinfallen nicht wegstecken. Deshalb legt man sich am besten zurecht, wann und wie man reagiert bevor der Ernstfall eintritt.
An wen wende ich mich eigentlich, wenn sich finanzielle Schwierigkeiten anbahnen oder ich bereits in der Tinte sitze? Das hängt zunächst davon ab, ob es sich in meinem Fall um eine Regel- oder Verbraucherinsolvenz handelt. Letzteres ist ein vereinfachtes Verfahren und greift, wenn ich zwar selbstständig bin/war, jedoch keine Verbindlichkeiten aus Angestelltenverhältnissen und weniger als 19 Gläubiger habe. Geläufiger ist das Verfahren auch als Privatinsolvenz.
Insolvenz. Wahrscheinlich ist Ihnen spätestens jetzt unwohl beim Lesen dieses Beitrags, aber nur Mut! Herr Wafzig von der Insolvenzberatung der Verbraucherzentrale Saarbrücken fasst seine Erfahrungen zusammen:
Eine Zeit lang wurden die Ich-AGs ziemlich gepusht, was einige dazu verleitet hat, in Berufsfeldern zu gründen, für die sie nicht ausreichend qualifiziert waren. Von diesen Firmen (wie etwa diverse Hausmeister- und Reparaturdienstleistungsfirmen) gibt die meisten heute nicht mehr. Bei einer Insolvenz kommen immer mehrere Faktoren zusammen und man kann keine pauschalen Aussagen machen. Einige Insolvenzen haben jedoch folgendes gemeinsam:
- Die Gründer hatten keine ausreichende berufliche Qualifikation oder Spezialistenkenntnisse.
- Sie waren nicht richtig auf auf den BWL-Teil ihrer Unternehmensführung vorbereitet.
- Es wurden zu viele langfristige Verbindlichkeiten (Verträge) geschlossen, was im Falle eines Auftragsrückgangs oder eines Geschäftseinbruchs Zahlungsunfähigkeit zur Folge hatte.
- Das Ungleichgewicht zwischen Einnahmen und Ausgaben wurde mit der Zeit nicht besser, sondern schraubte sich hoch.
- Verdrängungsmechanismen
Eine klare Sicht zu haben, ist unabdingbar. So banal es klingt: Wenn die Ausgaben größer sind als die Einnahmen ist das ein Fakt, den man nicht ignorieren kann. Ein zentraler Lösungsansatz ist aus meiner Sicht, frühzeitig professionelle Beratung in Anspruch zu nehmen und die Angebote der Kammern und lokaler Verbände vor Ort zu nutzen.
Das war nur ein kurzer Abriss, da die Mechanismen, die manche Start-ups zur jähen Landung zwingen, nur sehr oberflächlich angerissen wurden. Da ich selbst freie Redakteurin bin, ist dieser Artikel auch Selbstzweck, um die Scheu vor diesem Thema zu verlieren. Ja, ich gebe es zu: Auch ich will am liebsten nichts davon wissen. Deshalb jetzt erst recht zwei interessante Lesetipps zum humorvoll-konstruktiven Umgang damit: