Brexit-Folgen: Wird Berlin zum größten Startup-Hub Europas? [Infografik]
Am 23. Juni wurde mit dem Brexit-Referendum eine der wichtigsten Entscheidungen der letzten 30 Jahren der britischen und europäischen Geschichte getroffen. Während die unerwartete politische Wende die Märke erschüttert und die Konsumenten verunsichert, behauptet Christoph Gerlinger, CEO der German Startup Group, dass der Brexit „eine gute Nachricht für die deutsche Startup-Szene“ sei. Besonders Berlin mit seinem bunten kulturellen Angebot und seinem internationalen Flair wird als nächster potentieller Startup-Hub Europas betrachtet. Dabei stellt sich die Frage: Erfüllt Berlin alle Anforderungen, um die Führung in der europäischen Startup-Szene zu übernehmen? Und wie stehen aktuell Berlins Chancen gegen London?
Um diesen Fragen nachzugehen haben die Experten von 99designs eine Infografik entworfen, in der die zwei Städte bezüglich Geld, Fachkräften und Work-Life Balance unter die Lupe genommen werden und miteinander verglichen werden.
London hat das größte und vielfältigste Startup-Ökosystem Europas
Die Daten zeigen deutlich, dass London aktuell mit 275.000 Startups immer noch das größte Startup-Ökosystem Europas hat. Die Bedingungen für eine Neugründung sind in der britischen Hauptstadt optimal: Hier kann eine Firma in weniger als 5 Tagen gegründet und online für 22 € registriert werden. Auch was Internationalität angeht, hat London die Nase vorne: Mit einem Anteil der ausländischen Mitarbeiter von 53% hat die Stadt das vielfältigste Ökosystem Europas und ist bisher ein sehr begehrtes Ziel für hochqualifizierte internationale Talente gewesen.
Mit dem Austritt des Vereinigten Königreichs aus der Europäischen Union könnte sich aber viel ändern. Zum einen wird es aufgrund des Abschaffens der Freizügigkeit der Arbeitnehmer für Londoner Startups schwieriger, internationale Fachkräfte zu rekrutieren. Dazu sagt Erik Podzuweit, CEO und Co-Founder von Scalable Capital: „Nur jede zweite IT-Fachkraft in Großbritannien ist derzeit Brite. Gerade EU-Ausländer könnten sich daher künftig überlegen, ob sie ein Arbeitsvisum für den gesamten EU-Raum oder nur für Großbritannien beantragen wollen.” Zum anderen wird London in der Zukunft deutlich weniger verlockend auf Gründer wirken, da die britische Hauptstadt nicht mehr in der Lage sein wird, jungen Firmen einen schnellen und unkomplizierten Einstieg in den europäischen Markt anzubieten.
Die Rolle Berlins
In diesem Zusammenhang hat Berlin mit seinen relativ niedrigen Lebens- und Immobilienkosten und seiner dynamischer Startup-Szene die besten Chancen, um die führende Startup-Metropole Europas zu werden. Der Geschäftsführer der Wirtschaftsfördergesellschaft Berlin Partner, Stefan Franzke, berichtet: „Allein am Freitag, dem Tag des Brexits, haben uns fünf Start-ups aus London angerufen und ihr Interesse an einem Umzug nach Berlin bekundet.” Auch Christoph Gerlinger ist davon überzeugt, dass Berlin vom Brexit profitieren wird: „Wir rechnen sowohl mit der deutlichen Verringerung der Neuansiedlung von Startups in London zu Gunsten von Berlin als auch mit dem Zuzug erfolgreicher Londoner Startups.“
Berlin hat in den letzten fünf Jahren ein rasantes Wachstum erlebt. Laut Statistiken wird heutzutage in Berlin alle 20 Minuten ein Startup gegründet und bis 2020 könnte das Startup-Ökosystem Berlins mehr als 100.000 Arbeitsplätze schaffen. Dadurch würde sich die deutsche Hauptstadt innerhalb von vier Jahren in den größten Startup-Hub Europas verwandeln.
Ob Berlin nach dem Brexit Londons Rolle als führende Startup-Metropole Europas übernehmen wird, wird sich zeigen. Fest steht, dass die deutsche Hauptstadt mit seinem reichhaltigen Angebot an Inkubatoren und Co-Working Spaces die optimalen Bedingungen für Entrepreneurs und junge Firmen anzubieten hat. Außerdem wird Berlin weltweit als eine Stadt angesehen, in der kreative Köpfe sich ausleben und entwickeln können. Genau dieses hohe Maß an Kreativität ist die entscheidende Voraussetzung für die Weiterentwicklung der dynamischen und erfolgreichen Startup-Szene Berlins.