Die WordPress-Falle: Was man als Einsteiger beachten sollte
Keine Frage: WordPress ist genial. Ich habe mich in den letzten zwei Jahren intensiv mit dem beliebten Content-Management-System auseinandergesetzt. Die Software ist innerhalb weniger Minuten einsatzbereit – und auf den ersten Blick kinderleicht einzurichten. Doch wie so oft liegt der Teufel im Detail, und technisch ungeübte Nutzer sehen sich schnell mit fundamentalen Problemen konfrontiert, die sie oft nicht selbst lösen können.
Was ist WordPress?
WordPress ist ein Content-Management-System (CMS): eine Software, mit der sich Websites erstellen und deren Inhalte verwalten lassen. Es zeichnet sich vor allem durch seine Flexibilität und eine hohe Benutzerfreundlichkeit aus.
Die WordPress-Software ist vollständig Open Source. Das bedeutet zum einen, dass der Programmcode für jeden frei einsehbar ist. Zum anderen kann man WordPress kostenlos herunterladen, installieren und verwenden. Beide Aspekte sind wichtige Gründe dafür, warum WordPress derzeit das mit Abstand beliebteste CMS der Welt ist.
Die WordPress-Falle
Zugegeben, der Umgang mit WordPress und dem dahinter stehendem PHP macht mir persönlich keine großen Schwierigkeiten. Das liegt aber auch daran, dass ich aus der Software- und Web-Entwicklung komme – gängige Techniken und Grundsätze aus diesem Bereich sind mir deshalb sehr vertraut.
Jemand, der von Programmierung keine Ahnung hat, wird sich aber ab einem bestimmten Punkt mit Sicherheit schwer tun. So schnell der Einstieg in die WordPress-Welt gelingen mag, so schnell treten in der Regel auch die ersten tieferliegenden Probleme auf, die sich nur in den Tiefen des Codes lösen lassen.
Hol Dir Hilfe!
Bevor ich euch ein paar Tipps für euren WordPress-Auftritt gebe, möchte ich darauf hinweisen, dass es sich oft auch für kleine Anpassungen und Korrekturen lohnt, einen externen Fachmann zu beauftragen. Das kann ein Unternehmen sein, das sich auf die Web-Entwicklung mit WordPress spezialisiert hat, oder ein Freelancer, der dich ganz persönlich bei deinen Problemen unterstützt. Denn durch das Hinzuziehen eines externen Helfers wirst du durch WordPress nicht allzu stark vom Wesentlichen abgelenkt: deinem Business.
5 WordPress-Fallen, die jeder Nutzer kennen sollte:
1. WordPress macht keine Backups
Für WordPress gibt es jede Menge nützliche Plug-ins, die die Standardinstallation um zusätzliche Features erweitern oder eine bestehende Installation für einen besonderen Zweck verbessern. Viele dieser Helfer sind aus der WordPress-Landschaft nicht mehr wegzudenken. Es gibt allerdings immer wieder Plug-ins, die dein System – meist ohne böse Absicht – komplett lahmlegen können.
Ist eine Installation erst einmal außer Gefecht gesetzt, haben es Laien meistens ziemlich schwer, ihren Web-Auftritt zu retten. Denn WordPress erstellt keine Sicherungskopien. Zwar haben viele Provider Techniken zur Sicherung einer WordPress-Installation in ihrem Portfolio; ist das bei deinem Anbieter aber nicht der Fall, musst du dich selbst um eine Backup-Lösung kümmern.
Am besten sicherst du dein System vor jeder größeren Änderung: im Idealfall vor jedem Update, mindestens aber vor jeder Neuinstallation eines Themes oder Plug-ins. Tritt ein Problem auf, kannst du schnell zum ursprünglichen Stand zurückkehren. Deine Sicherungsstrategie solltest du übrigens unbedingt testen: Denn nichts ist schlimmer als ein Backup, das keines ist.
2. Änderungen an Themes und Plug-ins werden nicht übernommen
Kennst du das? Du installierst ein Plug-in oder ein Theme, und alles scheint perfekt – bis auf ein paar Kleinigkeiten. Zum Glück bietet WordPress einen Editor, den man für das Bearbeiten einzelner Dateien verwenden kann. Schnell ist der unpassende Text korrigiert, die Schriftart verändert oder der generelle Aufbau angepasst. Beim nächsten Update kommt dann aber der große Schock: Alle Änderungen sind dahin!
Der Hintergrund: WordPress behandelt jedes Update eines Themes oder Plugins wie eine Neuinstallation. Alle neuen Dateien werden in die entsprechenden Verzeichnisse kopiert – ganz gleich, ob die Vorgängerversionen vom Nutzer angepasst wurden oder nicht.
Für updatefähige Anpassungen solltest du deshalb immer auf Child-Themes setzen. Diese erben die Eigenschaften eines übergeordneten Themes und schaffen so die Möglichkeit, updatesichere Modifikationen vorzunehmen. Hier erfährst du, wie du in wenigen Minuten ein Child-Theme erstellen kannst: Bestehende Themes richtig anpassen – WordPress Child Theme erstellen
3. WordPress erscheint sicher
Grundsätzlich stimmt der Schein: WordPress kann Sicherheit bieten. Doch wie bei anderen Software-Produkten auch, hängt hier vieles vom Benutzer ab.
So ist es etwa relativ einfach herauszufinden, wer der Administrator einer WordPress-Seite ist:
dein-wordpress-blog.de/?author=1
Verwendet man zudem noch ein unsicheres Passwort, haben Angreifer ein leichtes Spiel – gerade dann, wenn sich der Login-Bereich an der gängigen Stelle in der Ordnerstruktur befindet.
Grundsätzlich solltest du außerdem immer darauf achten, dass dein System auf dem neuesten Stand ist. Denn eine bekannte Sicherheitslücke ist von Hackern schnell ausgenutzt. Spezielle Plug-ins bieten zusätzliche Sicherheit. Für den Fall der Fälle ist es außerdem unabdingbar, regelmäßige Backups durchzuführen.
Wie ein WordPress-Angriff aussehen könnte, erfährst du übrigens hier: Hacking WordPress – Ein Blick hinter die Kulissen
4. WordPress macht kein SEO
Wer denkt, um bei Suchmaschinen automatisch beliebt zu sein, müsse man einfach WordPress installieren, liegt falsch. Denn in WordPress sind von Haus aus keine SEO-Methoden implementiert. SEO bleibt damit ein Thema, mit dem sich der Betreiber der Seite befassen muss – also du.
Natürlich gibt es auch für die Suchmaschinenoptimierung nützliche Plug-ins, die die Gestaltung von einzelnen Beiträgen und der kompletten Seite vereinfachen. Um die grundlegenden Aspekte musst du dich allerdings selbst kümmern:
- Mit Hilfe der Permalink-Einstellungen kannst du zum Beispiel direkt entscheiden, wie die URLs deiner Unterseiten aussehen. Hier sollten immer die jeweiligen Beitragstitel in der URL erscheinen.
- Es empfiehlt sich, die Bilder in deinen Beiträgen im Sinne der Suchmaschinenoptimierung aufzubereiten. Da WordPress das Umbenennen von bereits hochgeladenen Bilder nicht zulässt, solltest du sie vor dem Upload nicht nur in die richtige Größe und das korrekte Format bringen, sondern sie auch mit einem geeigneten Namen versehen. Eine Nachträgliche Optimierung hingegen ist nicht nur ungemein zeitaufwendig, sondern führt (z. B. bei der Massenbearbeitung durch Plug-ins von Drittherstellern) auch oft zu Fehlern in der Darstellung.
- Deine Blogbeiträge kannst du am komfortabelsten mit dem Plug-in “SEO Yoast” für Suchmaschinen optimieren.
- Und und und …
5. WordPress hat Grenzen
WordPress ist toll, und dank zahlreicher Plug-ins werden fast alle User-Wünsche erfüllt. Die Versuchung ist deshalb groß, WordPress auch für andere Zwecke einzusetzen: etwa als SaaS-Plattform im B2B-Bereich oder als komplexe E-Commerce-Anwendung.
Hier ist aber Vorsicht geboten: Denn WordPress ist nicht darauf ausgelegt, in jedem Kontext Höchstleistungen zu vollbringen. So eignen sich andere Systeme für spezielle Anwendungsgebiete unter Umständen weitaus besser. Die Frage nach einer bestimmten Plattform sollte deshalb nach wie vor nicht durch einen Griff in die Alltagstools-Kiste beantwortet werden, sondern mit Hilfe erfahrener Spezialisten.
WordPress bleibt ein Content-Management-System, das man hier und da mit tollen Features erweitern kann. Für spezielle Anforderungen benötigt man als professioneller Nutzer aber immer noch spezielle Lösungen.
Fazit
WordPress rockt – und wenn es nicht schon da wäre, müsste man es erfinden. Denn die Open-Source-Software bietet einen schnellen und einfachen Einstieg in die Content-Management-Welt.
Wer sich die Anregungen in diesem Artikels zu Herzen nimmt, kann aus WordPress viel herausholen. Wen die genannten Aspekte allerdings beunruhigen, der sollte sich lieber gleich an eine/n Spezialist/in wenden – und sich auf persönliche Stärken konzentrieren, anstatt sein eigenes WordPress-System aufzusetzen.
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[…] Wenn WordPress zur Falle wird … […]