Franchising: Des einen Freud, des andern Leid

Ob beide Seiten von Franchising profitieren oder nur eine – diese Karten werden bei jedem Einzelfall neu gemischt. Häufig wird das Thema zu einseitig beworben, daher muss man sorgfältig prüfen.

Franchising hat natürlich zwei Seiten: Entweder Sie wollen selbst mit Ihrem Unternehmen mittels Franchise expandieren, oder Sie wollen sich beim Schritt in die Selbstständigkeit in ein bestehendes System einkaufen. Der ersten Spur für Franchise-Geber folgen Sie zu meinem Blog. Die zweite Spur (Franchise-Nehmer) führt hier weiter:

Vorsicht bei den Vorteilen!

Wenn man „Franchising“ googled, ist die Qualität der Informationen auf der ersten Ergebnisseite durchwachsen. Vor- und Nachteile stehen immer in einem Kontext und müssen im Einzelfall geprüft werden. Hier ein Beispiel: „Als Franchisenehmer hat man einen starken Partner an seiner Seite, das Unternehmerrisiko ist dadurch deutlich reduziert.“ Das mit dem starken Partner ist zwar korrekt, denn man profitiert tatsächlich von den Erfahrungen und das angebotene Produkt/die Dienstleistung hat die ersten Kinderkrankheiten bereits hinter sich. Insofern kann man von einem geringeren Risiko sprechen.

Die Aussage, das Unternehmerrisiko sei „dadurch deutlich reduziert“, kann man so allerdings nicht stehen lassen. Ich habe mich mit einem Kollegen, Frank Radynski, über diese und ähnliche Aussagen unterhalten. Er berät viele Start-ups auf dem Weg in die Selbstständigkeit – häufig in Verbindung mit Franchising. Seine Meinung dazu:

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Frank Radynski

„Die Wahl des Franchisesystems muss wohl überlegt sein. Sonst kann es passieren, dass man kaum oder keinen Gestaltungsspielraum hat und dennoch das volle unternehmerische Risiko trägt. Grob geschätzt würde ich sagen, dass von 1.000 Franchisesystemen in Deutschland max. 300 als fair einzustufen sind. Fair bedeutet in diesem Fall, dass man als Franchisenehmer die Chance hat von den Erträgen leben zu können, dass eine gute und umfassenden Betreuung stattfindet und dass das System im Sinne der Franchisenehmer ständig weiterentwickelt wird.“

Entscheidungshilfen

Der Franchiseverband bietet mit dem „System-Finder“ ein nützliches Tool, um verschiedene Modelle zu vergleichen, u.a. anhand von Einstiegs- und laufenden Gebühren, Invesitionssumme und notwendigem Eigenkapital. Bei der Recherche sollte man auch herausfinden, wie viele Filialen ein Unternehmen bereits hat, wann es gestartet ist und wie viel Wachstumspotenzial man darin sieht. Aber auch die eigene Person und der Standort bieten Entscheidungshilfen. Frank Radynski fasst zusammen:

„Wenn ich kein Gastronom bin, muss ich mir überlegen, ob ich ausgerechnet in dieser Branche einsteigen sollte. Ich muss mich fragen, ob ich betriebswirtschaftlich denken kann und ob ich ein realistisches Bild davon habe, was nach Abzug von Werbekostenbeitrag und Umsatzbeteiligung übrig bleibt. In der Regel beziehen sich diese laufenden Abgaben auf den Umsatz und nicht den Ertrag! Funktioniert das angepeilte Geschäftsmodell auch an meinem Standort? Im Zweifelsfall muss ich einen ganzen Tag Passanten zählen, um die Kundenfrequenz zu ermitteln und eine realistische Einschätzung des Standorts vornehmen zu können.“

Grundsätzlich bieten Franchisesysteme Menschen ohne eine eigene Geschäftsidee die Chance sich selbstständig zu machen. Wie immer im Leben bedarf es auch hier einer Prüfung nach dem Motto „Drum prüfe, wer sich ewig bindet“. Wenn ein Franchisesystem und der Franchisenehmer gut zusammen passen, kann sich daraus eine echte Erfolgsstory entwickeln.

Hier noch einmal die wichtigsten Links in der Zusammenfassung:

 

Sara Geissler

Als Online-Redakteurin schreibt, filmt und zeichnet sie Beiträge zu den Schwerpunkten Existenzgründung, Lokales, Migration und zu Bildungsthemen: redaktion-saarbruecken.com

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