Geschäftsideen beschreiben und diskutieren mit Gründerwolke

Die Plattform Gründerwolke ist unser Start-up des Montas im Juli auf StartupBrett. Kein anderes Start-up hat im vergangenem Monat mehr Aufmerksamkeit erregt, als Gründerwolke – eine Plattform zum Ausarbeiten von Geschäftsideen. Grund genug mit dem Gründer Timur Ercan über sein „Wölkchen“ zu sprechen:

Timur, stell Dich bitte kurz vor:

Ich komme ursprünglich aus der Nähe von Hamburg und bin 2010 zum Studieren nach Kiel gekommen. Gegen Ende des Studiums habe ich, zusammen mit zwei Kollegen, die runpat GmbH gegründet. Seit diese im April dieses Jahres aufgelöst wurde, arbeite ich Vollzeit an Gründerwolke. Von Programmierung bis PR umfasst das aktuell alles.

Was genau ist Gründerwolke? Wie kann mich die Plattform bei der Realisierung meiner Idee unterstützen?

Gründerwolke ist eine Onlineplattform, die es extrem einfach macht, Geschäftsideen zu beschreiben und zu diskutieren. Gerade in den ersten Tagen und Monaten einer Geschäftsidee herrscht oft das inhaltliche Chaos. Hier soll Gründerwolke helfen, alle Ideen möglichst schnell zu ordnen, gezielt zu prüfen und anzugehen. Geschäftsideen werden so gut wie nie komplett allein angegangen. Es gibt Mitgründer, Berater, Mentoren, und erste Kapitalgeber, die an der Idee mitwirken und auf dem Laufenden bleiben wollen. Gründerwolke nimmt viel Reibung aus der Kommunikation und soll bei allen Beteiligten ein klares Bild schaffen, wo man steht und wo es hingeht.

Die Registrierung ist derzeit kostenlos. Wird das so bleiben? Wie schaut Euer Geschäftsmodell aus?

Da muss natürlich auch geprüft werden. Aktuell ist Gründerwolke in einer Beta-Phase, die das erste Feedback der Nutzer sammeln soll. Nachdem das eingearbeitet ist, wird es wohl eine Pro-Version für einen monatlich geringen Betrag geben, die etwas mehr kann als die Basisversion. Die kostenlose Basisvariante soll es aber weiterhin geben. Das ist mir persönlich wichtig. Ich teste sehr wenig Onlinetools, die man nicht „mal eben ausprobieren kann“. Das ist für mich einer der Vorteile des modernen Internets. Wenn später mehr Gründer, Berater und (Frühphasen-)Investoren sich über die Plattform austauschen, eröffnet das viele sehr spannende Möglichkeiten, weitere Produkte/ Erweiterungen auf der Plattform anzubieten. Ich will mich im Moment aber lieber auf den Aufbau der Plattform und Nutzerakquisition konzentrieren, als dort zu spekulieren. Das ganze muss erstmal „Traction“, also aktive Nutzer, bekommen, wie man im Startup Bereich so schön sagt. Wenn das geschafft ist, darf man auch anfangen etwas mehr zu visionieren.

Wer kann meine Interaktion auf Gründerwolke sehen? Kann man auch öffentlich interagieren?

Das Thema „wer sieht meine Idee“ ist bei vielen Gründern verständlicherweise sehr präsent. Das habe ich in Feedbacks zur Gründerwolke immer wieder gehört. Viele sagen noch dazu, dass sie ja eigentlich wüssten, dass die Idee ja viel weniger Wert sei als die Umsetzung. Sie haben aber dennoch Skrupel, sehr früh, sehr öffentlich damit umzugehen. Das kann ich gut verstehen, mir geht es zum Teil ähnlich. Es ist einfach ein unternehmersicherer Instinkt, der an der einen Stelle helfen und an der anderen Stelle bremsen kann. Gründerwolke gibt dem Ersteller einer Idee daher die volle Kontrolle, wen er an der Idee teilhaben lassen möchte. Zunächst ist der Ersteller daher komplett allein und kann sich in Ruhe überlegen, wen er dazu holen möchte. Im ersten Schritt dachte ich bei dieser Funktion vor Allem an die eigenen Gründerkollegen und vielleicht einen vertrauter Berater. Also Leute, die bereits tief in der Idee drin stecken. Gründerwolke ist im Moment für den Einsatz in einem kleinen Team zusammen mit dessen Vertrauten gedacht. Ob es später Interesse an der Möglichkeit gibt, komplett oder teilweise öffentlich mit anderen Nutzer der Plattform zu interagieren, wird das Feedback zeigen. Mir fallen einige interessante Modelle ein, in denen Nutzer Teile Ihrer Ideen bewusst/ aktiv freigeben und im Gegenzug vom Wissen aller anderen Nutzer profitieren. Das setzt natürlich eine gewisse Bereitschaft der Nutzer voraus. Ob die Nutzer das interessant finden, wird sich zeigen. Aktuell bleibt es dabei: Auf Gründerwolke sehen nur Leute etwas von „meiner Idee“, wenn ich sie aktiv einlade. Natürlich kann ich sie auch jederzeit „vor die Tür setzten“, sodass meine Idee wieder privat ist.

Mit Deinem Blog Runpat hast Du bereits ein ähnliches Konzept verfolgt. Ist dabei die Idee zur Gründerwolke entstanden?

runpat war das Produkt, das wir neben Workshops, mit der runpat GmbH entwickelt und vertrieben haben. Mit runpat konnte man seine Idee visualisieren und verwalten. Das schlug leider nicht so ein wie erwartet. Was meiner Meinung nach fehlte, war der Gedanke einer Plattform, in der Kollaboration nicht ein Feature, sondern das Feature ist. Natürlich ist das die Kurzfassung, aber es war diese Erkenntnis, die mich inspiriert hat, Gründerwolke zu starten. Es war sogar angedacht runpat in diese Richtung zu entwickeln, dafür haben aber Zeit und Geld nicht mehr gereicht. Die deutsche Gründerlandschaft ist im Moment immer mehr im Kommen. Portale wie StartupBrett, Founderio und viele weitere tragen entscheiden dazu bei. Methoden wie Lean Startup zeigen, dass stumpfe Projektpläne nicht auf moderne Gründungsvorhaben passen. Selbst dem Businessplan wird mittweile an vielen Stellen die Kompetenz abgesprochen. Und es entstehen eben die Tools der nächsten Generation Gründer. Das finde ich extrem spannend und möchte dort mit Gründerwolke meinen persönlichen Impact machen, um die Szene voranzubringen und mutige Gründer zu unterstützen.

Wie geht es weiter mit Gründerwolke?

Aktuell läuft wie gesagt die Beta. Ende des Jahres, wenn das Feedback eingearbeitet ist, soll es die ersten bezahlten Versionen geben. Das ist ja für den Unternehmer der Moment der Wahrheit. Parallel suche ich nach Angel-Investoren, die das Thema spannend finden. Konkret Kapital einwerben möchte ich aber erst, wenn es auch einige Nutzer und Aktivität auf der Plattform gibt. Dadurch ist man ohnehin in einer besseren Verhandlungsposition.

Was würdest Du Dir für die deutsche Startup-Szene wünschen?

Ich würde mir wünschen, dass mehr Leute wirklich tun, was sie sagen. Ich hatte in den letzten Jahren viele leidenschaftliche Gespräche, denen keine einzige Aktion folgte. Die Realität ist leider, dass viele Leute reden und nur sehr wenige auch Taten folgen lassen. Gerade im Web- und Softwarebereich lässt sich mit etwas Arbeit schon einiges auf die Beine stellen, wenn man wirklich anfängt. Außerdem fand ich es immer Schade, dass viele Programmierer hier so sicherheitsgetrieben sind. Als Techniker weiß ich, was man zu zweit schon schaffen kann. Software und Server kosten fast nichts mehr, die Bedingungen für Tech-Unternehmer waren nie besser. Hier wäre etwas mehr Unternehmergeist wünschenswert. Und natürlich wünsche ich mir, die ganze Szene Gründerwolke nutzt.


Klasse, Timur. Vielen Dank für das aufschlussreiche Interview und die tiefen Einblicke. Ich persönlich habe mich bereits registriert – jetzt seid Ihr dran! Probiert Gründerwolke aus und gebt Timur das Feedback, das er benötigt um seine Idee weiter voranzutreiben.

 

Lukas Herbst

Lukas Herbst ist 37 Jahre alt, Produktmanager bei Gemalto und Gründer der Online-Plattform StartupBrett. Nach Kosmos-Kasten, C64, Schule und Studium, folgten erste Erfahrungen als Freelancer, eine Festanstellung, 2 Kinder und 2 Start-ups.

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