Gründertagebuch Teil 1: Auf der Zielgeraden
Unternehmensgründungen sind immer spannend: die ursprünglichen Pläne werden überarbeitet, wieder verworfen, komplett neu geschrieben. Erwartungen werden enttäuscht oder weit übertroffen. Es begegnen einem tolle und langweilige Menschen. Alle sind verschieden in ihrer Persönlichkeit und ihren Bedürfnissen. Ein neuer Tag bringt überraschende Ereignisse und eigentlich ist jeder Tag eine Gründergeschichte für sich.
Die Idee zur Gründung einer auf IT-Lösungen fokussierten Handelsvertretung hatte ich vor einigen Monaten. Diese Gründung ist für mich die Nummer drei: mit 19 Jahren habe ich als freier Autor für so ziemlich jeden großen Verlag in Schleswig-Holstein geschrieben und mir so ein hübsches Zubrot zu meiner Ausbildung verdient. Grundsätzlich sind und waren 8-Stunden-Tage noch nie meine Sache. Diese Gründung führte dann auch zu meinem Buch und einer großen Lesung auf der Leipziger Buchmesse. Dabei wollte ich ursprünglich nur herausfinden, wie es technisch funktioniert, ein Buch zu schreiben. Heute ist das Werk ausverkauft und die Schreiberei Schnee von gestern. Und das ist wichtig für mich: Dinge ausprobieren und daran wachsen und sich von Altlasten lösen können, ist ein elementarer Teil der Persönlichkeitsentwicklung.
Mit Anfang zwanzig habe ich nebenberuflich eine kleine IT-Firma gegründet und Schulungen für Privatleute und Firmen gegeben. Dies war insofern reizvoll, als dass ich die Schulungen aus dem Stehgreif geben konnte und keine großartige Vor- und Nachbereitungszeit anfiel. Eine echte Alternative zu meinen Jobs als IT-Berater war die Firma natürlich nicht. Wichtig war jedoch, dass ich gewisse Testballons starten und Erfahrung in der Organisation und Buchhaltung eines kleinen Unternehmens sammeln konnte. Dabei habe ich, auch als gelernter IT-Kaufmann und Prozessprofi, sicher jeden Fehler gemacht, den man machen konnte. Aber ich war rückversichert und der Zweck erfüllt: ich hatte mein Lehrgeld bezahlt, niemand kam zu Schaden und die Erfahrungen, von denen ich heute bei den Sales Rockstars profitiere, habe ich gemacht. Was will man mehr?
Gestern habe ich mit einer jungen Unternehmerin gesprochen, die mich an meine Anfänge erinnerte: die Preise viel zu günstig, weil das Vertrauen in die eigene Performance fehlt, zu allem ja und amen sagend. Nun entwickelt man sich über die Jahre weiter – logisch. Doch dieses Spiegelbild von vor neun Jahren war spannend zu betrachten. Man kommt sich ein bisschen vor wie Dorian Gray, wenn man sich immer weiter verbessert und dann begreift, wo man eigentlich am Anfang mal stand. Nur dass Gray damit nicht zurechtkam. Das ist bei Unternehmern grundsätzlich anders. Die Chefs, mit denen ich arbeite, sehen Kooperationen entspannt und sind einfach neugierig, wie sich die Dinge entwickeln. Nur so habe ich in den letzten drei Monaten Produktpartner gewinnen können, die es wirklich in sich haben. In jedem dieser Unternehmen würde ich per se sofort einen Job im Sales annehmen.
Spannend ist auch, wie sich das Netzwerk der Kooperationspartner entwickelte. Am Anfang saß ich alleine mit meiner Idee in meinem Büro. Heute sind da so viele Menschen, die ich von meinem Konzept, meiner Arbeit und scheinbar auch von meiner Person begeistern konnte, dass sie sich auf die Sales Rockstars einlassen und andere schöne Dinge unterlassen. Ist das nicht cool?
Dieser Umstand allein ist sinnstiftend: wenn die Produktgeber und die Kooperationspartner – allesamt Leute vom Fach – begeistert sind, wie wird es dann dem Kunden gehen? Erste Tests liefen gut. Die Bewährungsproben für die Partner und mich stehen nun ultimativ an.
Wir sind gespannt. Alle.