Sciencestarter: Von der Forschung in die Praxis
Sciencestarter gießen Ideen aus Forschung und Entwicklung in einen Businessplan und befördern sie in den Markt. Welche Herausforderungen und Möglichkeiten dabei bestehen, zeige ich an 4 Beispielen.
Kaum etwas könnte verschiedener sein als Forschung und Wirtschaft. Während es an Hochschulen, Universitäten und Instituten um jedes Detail geht, hängt der Erfolg am Markt oft an der Einfachheit der Produkte. Trotz dessen: Die Ideen, Entwicklungen und Erfindungen, die an Forschungseinrichtungen gemacht werden, beeinflussen nicht selten unseren Alltag. Denn hoch motivierte Sciencestarter, Start-ups aus Forschung und Entwicklung, arbeiten mit voller Kraft daran, den Schritt von der Theorie in die Praxis zu gehen.
Unterstützung bekommen sie dabei zum Beispiel durch spezielle Stipendien, wie dem EXIST-Programm. Eine Förderung für Studierende, Absolventen und Wissenschaftler, die eigene Ideen oder Entwicklungen umsetzen möchten.
In den folgenden Abschnitten möchte ich Euch 4 Sciencestarter vorstellen, die unsere Zukunft mit ihren Ideen nachhaltig verbessern können.
Kepp Cool – Setz das Klima aufs Spiel
Habt Ihr euch schon einmal gewünscht, ihr könntet mitreden, wenn es in Wirtschaft und Politik um unsere Zukunft geht? Wolltet Ihr auch schon einmal eigene Entscheidungen in der Diskussion um den Klimawandel treffen? Das Spiel Keep Cool gibt Euch die Möglichkeit dazu. Denn dabei übernehmt ihr die Rolle einer Weltmacht und entscheidet selbst über nachhaltige oder konventionelle Entwicklungen in Eurem Land.
Die Idee der Sciencestarter des Potsdamer Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) war es, die Komplexität politischer Entscheidungen um das Weltklima zu vermitteln. Das Interessante: Spielt ein Spieler rücksichtslos, verlieren alle.
Mehr über Keep Cool erfahrt Ihr hier: http://www.spiel-keep-cool.de/
Frischwasserspender – Wasser energiesparend reinigen
Ob aus dem Brunnen, aus der Flasche oder indirekt über andere Lebensmittel: Wasser ist die Grundlage für unser Leben. Besonders wichtig ist daher auch eine einwandfreie Qualität. Denn Schadstoffe wie Weichmacher oder Pharmazeutika, die einmal in den Wasserkreislauf gelangt sind, schaden nicht nur der Umwelt, sondern auch unserer Gesundheit. Herkömmliche Reinigungsmethoden setzen dabei auf Ozon, ein reaktionsfreudiges Gas, das die Fremdstoffe im Wasser direkt angreift. Der Nachteil: Damit Ozonverfahren funktionieren, muss viel Energie aufgewendet werden, um eine ausreichend große Kontaktfläche zwischen Wasser und Gas herzustellen.
An der TU-Berlin hat das Team um die Forscherin Marina Sabelfeld eine Methode entwickelt, mit der die Reinigung deutlich effizienter und wirkungsvoller wird. Kern der Erfindung ist dabei ein sogenannter Membrankontaktor. Ein geschlossenes Rohr, das einfach gesagt mit einem porösen Material gefüllt ist. Wie ein Schwamm stellt dieses dabei eine ausreichend große Reaktionsfläche zur Verfügung und der Energieaufwand der Ozon-Reinigung kann reduziert werden.
Über eine Crowdfunding-Kampagne konnte das Team im vergangenen Jahr genügend Geld sammeln, um die Anlage, die bisher nur im Labor getestet wurde, auch unter realen Bedingungen einzusetzen. Der erste Schritt aus der Forschung in die Praxis.
FoodLoop – App gegen Verschwendung
Jedes Jahr wirft jeder von uns etwa 80 Kilogramm Lebensmittel weg. Auf das ganze Land gerechnet, sind das über 6.000.000 Tonnen. Und das, während Menschen in anderen Teilen der Erde immer noch hungern müssen. Die Gründe für diese Verschwendung sind ebenso einfach wie lächerlich. Denn Supermärkte und Händler sind dazu verpflichtet Lebensmittel nach dem Ablauf ihrer Mindesthaltbarkeit zu entsorgen.
Die Gründer des EXIST-geförderten Start-ups FoodLoop haben das Ziel, Supermärkte bei einem nachhaltigen Umgang mit Lebensmitteln zu unterstützen. So können Produkte, die nahe am Ablaufdatum sind einfach über eine Online-Plattform rabattiert werden. Eine lokal-basierte App gibt die Informationen dann direkt an Verbraucher weiter. FoodLoop kann damit den Entsorgungsaufwand der Händler reduzieren, Kunden beim Sparen helfen und sogar die Umwelt schonen.
Mehr über FoodLoop erfahrt Ihr hier: https://www.foodloop.net/
SmartExergy – energieeffiziente kabellose Kommunikation
Die zunehmende Digitalisierung der Welt macht vieles einfacher. So messen zum Beispiel Kleidungsstücke oder Accessoires rund um die Uhr unsere Vital-Funktionen, helfen dabei sportlicher zu werden oder warnen bei Krankheiten sogar vor lebensbedrohlichen Situationen. Damit das möglich wird, sind allerdings zahlreiche Sensoren nötig. Kleine Geräte, die kontinuierlich Zustände messen und Signale senden. Der Nachteil: Herkömmliche Lösungen verbrauchen dabei viel Energie.
Eine zukunftsweisende Lösung für dieses Problem haben die Sciencestarter der im Jahr 2012 gegründeten SmartExergy GmbH entwickelt. Die effiziente Steuer- und Regeltechnik fand dabei ihre erste Anwendung in großen Photovoltaik-Anlagen. Denn um hohe Erträge ernten zu können, muss jedes einzelne Modul regelmäßig kontrolliert und bei eventuellen Schäden abgeschaltet werden können. Der Clou der Technologie liegt in einer intelligenten Aufweckstrategie, dank der Sensoren gleichzeitig ruhen und kommunizieren können. Insgesamt kann der Energieverbrauch im Vergleich zu herkömmlichen Systemen auf diese Weise um das 10.000-fache reduziert werden.
In Zukunft soll die mehrfach ausgezeichnete Technologie auch im SmartHome- oder Produktions-Bereich für mehr Effizienz sorgen.
Mehr über SmartExergy erfahrt ihr hier: http://www.smartexergy.com/
Die Beispiele zeigen: Die Wissenschaft treibt eine rasante technologische Entwicklung an und hilft dabei unsere Zukunft nachhaltig zu gestalten. Junge Sciencestarter stehen dabei vor der Herausforderung, den Schritt von der Forschung in die Wirtschaft zu gehen. Um dabei Fehler zu vermeiden, lohnt es sich Kompetenz-Lücken durch erfahrene Betriebswirte im Gründerteam zu schließen. Für innovative Ideen mit guten Erfolgsaussichten stehen außerdem zahlreiche Gründer-Stipendien zur Verfügung.
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