Selbstorganisation
Ein Unternehmer muss mehr als andere die Fähigkeit entwickeln, sich selbst zu organisieren. Und auch wenn man die Selbstorganisation schon ganz gut drauf hat, überholt einen mitunter die Spontanität des Alltags.
Selbstständige und Freiberufler haben den nötigen Raum geschaffen, um die Arbeit nach eigenen Vorstellungen zu gestalten. Dieses Gestalten muss dann eben auch täglich und mehrfach täglich stattfinden. Denn die Struktur, die man selbst nicht schafft, ist einfach nicht da. Eileen Roth* schrieb treffend, dass Ordnung im Kopf anfängt und erlernbar ist. Das wunderbare an Ordnung sei, dass sie umgekehrt auch das Denken ändert: “ Wenn Ihr Kopf und Ihr Körper erst mal gemerkt haben, wie es sich ohne Stress lebt, werden Sie gar nicht mehr genug davon bekommen können.“ Ich muss einschränkend anmerken, dass sie sich wahrscheinlich auf Stressfaktoren bezieht, die man selbst in der Hand hat.
To-do-Listen sind da ein beliebtes Mittel, um wichtige Aufgaben für den Tag oder die Woche festzulegen. Wichtiges von dringendem unterscheiden und Aufgaben priorisieren können wir längst, sonst wären wir gar nicht mehr selbstständig. Eine Marotte, die ich erst in den letzten Wochen anfange einzugrenzen, sind zu lange To-do-Listen. Das steht in unmittelbarem Zusammenhang mit Marotte Nummer zwei: Beim Erstellen meiner Liste rechne ich nicht nach, wie viel Prozent meiner Arbeitszeit ich gerade verplant habe. Ein Richtwert sind 60% der Arbeitsstunden an einem Tag.
Marotte Nummer 3: Manche Fachzeitschriften sind voll mit tollen Artikeln, die ich natürlich gründlich lesen will. „Fachzeitschriften lesen“ steht zwar manchmal auf meiner To-do-Liste, aber ein Zeitfenster habe ich dafür nicht eingeplant. Das sieht man auch am Fachartikel-Stapel in meinem Büro, der erstaunlicherweise immer weiter wächst. Statt gründlich lesen muss eben auch mal querlesen genügen.
Den Perfektionismus auf ein vernünftiges Maß herunter zu schrauben hilft auch dabei, nein zu sagen. Gute Bestandskunden zu vergretzen, um unbedingt noch einen zusätzlichen Auftrag mitzunehmen, ist gewagt, aber nicht immer gewonnen. Da es für ein Nein am nötigen Selbstvertrauen und der Gelassenheit fehlen mag, zum Schluss noch mein Lieblingszitat zum Thema Selbstmanagement:
„Werden Sie locker, andere kochen auch nur mit Wasser!“**
* Organisiert am Arbeitsplatz für Dummies, 2. aktualisierte Auflage 2015 , WILEY-VCH
** Birgitt Golms & Gudrun Sonnenberg, Homeoffice – Erfolgreiches Heimspiel dank Zeit- und Selbstmanagement, 2009 Orell Füssli Verlag