Update zu Irangeschäften: Chancen und Risiken
Heute vor einer Woche war ich auf dem Infotag der IHK zum Iran. Hier eine wirklich knappe Zusammenfassung zu Chancen, Risiken, Gesetzeslage und Tipps zu den Handelsbeziehungen EU – Iran.
Warum das ein Start-up-Thema sein soll? Wie Sie der Beschreibung der Chancen und Risiken entnehmen werden, brauchen Firmen, die mit dem Iran zusammenarbeiten wollen, eine klare Vision, Netzwerke, Ausdauer und den nötigen Biss, um sich in unbekanntem Terrain vorzuarbeiten. Wenn das keine Qualitäten sind, die beispielhaft im Start-up-Umfeld anzutreffen sind! Vielleicht bringt Sie dieser Beitrag auf neue Ideen.
Facts zu den Handelsbeziehungen EU – Iran
Gleich vorab eine Klarstellung: Einige Schlagzeilen titelten, die Sanktionen gegen den Iran seien aufgehoben worden. Diese Information ist jedoch FALSCH. Sie wurden allenfalls gelockert und für einiges besteht nach wie vor eine Genehmigungspflicht. Konkret gilt es zu beachten ob gelieferte Waren, zur Verfügung Stellung von Wissen und Ressourcen, finanzielle Mittel und Vermittlungstätigkeiten der BAFA Exportkontrolle bzw. EU-, Deutschem und Internationalem Recht unterliegen und diesen entsprechen. Statt den Zoll oder seine Spedition kostengünstig für die Klärung von Fragen einzuspannen, sollte man im Voraus eine Consulting-Firma beauftragen, die Rechtsberatung anbietet und in Sachen Zoll und Gesetzeslage wirklich fit ist.
Wirtschaftlich ist der Iran durchaus attraktiv: 78 Millionen Menschen, 41% der Bevölkerung ist jünger als 25 Jahre, 425 Mrd. US-Dollar BIP, zweitgrößte Gasreserven und viertgrößte Ölreserven1. Das Interesse des Iran an der EU scheint groß zu sein und die persische Kultur ist zudem offen und gastfreundlich. Aufgrund von Sprach- und Kommunikationsbarrieren ist der Informationsfluss etwas schleppend und in den Firmen ist nicht immer alles zu lückenlos dokumentiert, wie es von deutschen Firmen gefordert wird.
Im Iran ticken die Uhren buchstäblich anders: Das persische neue Jahr beginnt Mitte März, meist gefolgt von zwei Wochen Urlaub während des Neujahrfestes (wie bei uns zwischen Ende Dezember und Anfang Januar). Das Wochenende sind Donnerstag und Freitag. Bei der Planung von Besprechungen, Telkos und Geschäftsreisen muss also bedacht werden, dass nur drei sich überschneidende Werktage zur Verfügung stehen.
Wohin geht die Reise?
Kurz: Das ist noch offen. Als Start-up hat Sie das bisher aber auch nicht ausgebremst, also warum jetzt? Zugegeben, die erste Euphorie des letzten Jahres ist der Ernüchterung gewichen, dass noch viel Arbeit zu bewältigen ist. Beim diesem Projekt ist zweifellos Pionierarbeit gefragt. Vieles ist seit diesem Jahr erlaubt, für manches braucht man eine Genehmigung und für anderes einen langen Atem. Die Wiederaufnahme der Handelsbeziehungen wird kein Sprint, sondern eher ein Dauerlauf bergauf. Was langsam voran geht, kann leider auch ganz plötzlich gestoppt werden, denn das Damoklesschwert „Snap Back“ baumelt noch über dem Prozess. Bis zum Termination Day in 2025 kann die Lockerung der Sanktionen jederzeit zurückgenommen werden, wenn es zu einem Verstoß gegen die VN-Resolution kommt. Der neue US-Präsident ist gewählt und auch im Iran stehen Wahlen an. Es bleibt also abzuwarten, ob das Annährungsprojekt vom aktuellen „Implementation Day“ in die nächste Phase „Transition Day“ übergeht.
„Hoffnungsträger Iran-Geschäft“, Kommentar der Saarland IHK zur Veranstaltung
Die Referenten der KPMG AG, Wirtschaftsprüfungsgesellschaft:
Günther Dürndorfer (Director, Customs Trade) zu Exportkontrolle und Zöllen
Dr. Ulrich von Zanthier (Director Financial Services) zu Geldtransfer und Finanzierung
Clemens Heyden (Senior Manager, Deal Advisory) zu Unternehmenskauf
Iranischer Referent der PJ PLC:
Hassan Shah Heydari (Managing Director) zu Möglichkeiten und Offenheit des Iran in Sachen Auslandsgeschäfte
Quelle: KPMG AG, 2016