Wie Factoring Existenzgründer vor Zahlungsausfällen schützen kann
Fehlende Liquidität ist ein echter Wachstumshemmer für Unternehmen. Doch immer weniger Banken sind dazu bereit, Gründern finanzielle Mittel im erforderlichen Umfang bereitzustellen. Auf diese Weise wird es für junge Unternehmer immer schwieriger, die nötige Liquidität aufzubauen, um einen Zugang zum Kapitalmarkt zu finden. Kommen dann noch Zahlungsausfälle durch säumige Kunden hinzu, droht im schlimmsten Fall die Insolvenz. Factoring kann dabei helfen, den finanziellen Spielraum für junge Unternehmen zu erweitern und bietet eine gute Möglichkeit, sich vor Forderungsausfällen zu schützen.
Was ist Factoring und wie funktioniert´s?
Beim Factoring handelt es sich um eine bankenunabhängige Zusatzfinanzierung, welcher in der Regel ein Kaufgeschäft auf der Basis eines Kaufvertrags zugrunde liegt. Dabei verkauft ein Unternehmen seine offenen Forderungen aus Lieferungen und Leistungen an eine Factoring-Gesellschaft, einen sogenannten Factor. Gegen eine geringe Factoring-Gebühr erhält das Unternehmen daraufhin binnen 48h ca. 90 Prozent der Rechnungssumme. Der Kunde zahlt den Rechnungsbetrag anschließend direkt an den Factor. Daraufhin wird dem Factoring-Kunden der restliche Betrag der Rechnungssumme abzüglich Zinsen für die Bevorschussung und Factoring-Gebühr ausbezahlt. Durch dieses Verfahren erhält das Unternehmen sein Geld früher, als Kunden ihre Rechnungen bezahlen, denn die Zahlungsziele sind aus Wettbewerbsgründen meist lang.
Ein Factoring-Beispiel:
Ein junges Unternehmen liefert am 1. März Produkte im Wert von 10.000 Euro brutto an einen Kunden. Der Kunde erhält in diesem Zug auch die Rechnung. Zur Begleichung dieser wird ihm eine Frist von 30 Tagen eingeräumt. Um dieses Geld jedoch schneller zur Verfügung zu haben, verkauft das Unternehmen am Tag der Rechnungsstellung seine Forderungen an einen Factoring-Anbieter. Dadurch erhält das Unternehmen binnen 48h bereits 90 Prozent der offenen Brutto-Rechnungssumme, 9.000 Euro.
Dieser Prozess des Forderungsverkaufs findet in der Regel fortlaufend statt, um einen stetigen Liquiditätszufluss zu gewährleisten. Der Vorteil ist somit eine stetige Sicherung der eigenen Liquidität. Doch aus der Zusatzfinanzierung durch Factoring ergeben sich noch zahlreiche weitere Vorteile für Start-ups.
Welche Vorteile bietet Factoring Existenzgründern?
Fehlt es Gründern an Liquidität, können keine neuen Investitionen getätigt und die eigenen Rechnungen womöglich nicht mehr bezahlt werden. Das hat eine Wachstumsstagnation zur Folge, was gerade in wettbewerbsstarken Marktfeldern dazu führen könnte, dass Konkurrenten schneller Marktanteile gewinnen. Factoring sorgt jedoch nicht nur für die nötige Liquidität, sondern schützt auch zuverlässig vor Zahlungsausfällen.
Mit dem Verkauf der Forderungen an einen Factoring-Anbieter geht das Ausfallrisiko für diese Forderungen vollständig auf den Factor über. Wird beispielsweise ein Debitor insolvent, trägt der Factor dafür das Risiko. Der Factor kümmert sich um ein professionelles Debitorenmanagement und übernimmt das Mahnwesen. Auf diese Weise werden im eigenen Unternehmen wiederum Ressourcen frei, die genutzt werden können, um sich auf das Kerngeschäft zu konzentrieren.
Zudem wird durch Factoring die Bilanz-Position Forderungen aus Lieferungen und Leistungen um die bevorschussten Forderungen reduziert. Wenn die so gewonnene Liquidität genutzt wird, um eigene Verbindlichkeiten zu begleichen, verringert sich die Bilanzsumme aufgrund der geringeren Verbindlichkeiten. Man spricht von einer sogenannten Bilanzverkürzung, durch welche die Eigenkapitalkonstellation automatisch verbessert wird. Das wiederum erhöht die Chance auf Darlehen bei Banken, insofern diese benötigt werden.
Darüber hinaus steigert Factoring für Existenzgründer die Wettbewerbsfähigkeit. Zum einen können Kunden lange Zahlungsziele gewährt werden, ohne dabei auf die eigene Liquidität verzichten zu müssen. Zum anderen kann der Fokus auf das eigene Kerngeschäft gerichtet werden, da durch die Übernahme des Debitorenmanagements und des Mahnwesens durch den Factor interne Ressourcen frei werden. So können neue Märkte schneller erschlossen und sich ergebende Wachstumsspielräume besser genutzt werden.
Welche Voraussetzungen müssen Existenzgründer für Factoring erfüllen?
Zu Beginn wird geprüft, ob das Geschäftsmodell factorabel ist und es findet eine Bonitätsprüfung statt. Diese ist jedoch deutlich zu unterscheiden von jener einer Bank, denn für den Factor spielt nicht die Kreditwürdigkeit des Unternehmens die Hauptrolle, sondern die Bonität der Forderungsschuldner. Der Fokus der Prüfung liegt somit auf dem anzukaufenden Forderungsbestand.
Die offenen Forderungen müssen zum Zeitpunkt der Rechnungslegung komplett erbracht, einredefrei und frei von Ansprüchen Dritter sein. Ein sogenannter Factoring-Rahmen wird festgelegt, der das Ankaufvolumen definiert. Dieser ist jedoch sehr flexibel und wächst umsatzkongruent mit. Factoring eignet sich daher wunderbar als Wachstumsfinanzierung.
Fazit: Wachstumsspielräume für junge Unternehmen durch Factoring
Mit Hilfe von Factoring sorgen Unternehmen für stetige Liquidität durch schnelle Zahlungen durch den Factor und den Schutz vor Forderungsausfällen. Dadurch wird ein entscheidender Wachstumshemmer eliminiert und zusätzlicher finanzieller Spielraum geschaffen, welcher das Unternehmen unabhängiger von externen Finanzdienstleistern macht. Einer weiteren Expansion eines jungen Start-ups steht somit nichts mehr im Wege.